WIESENKNOPF® Vor-Ort-Geschichten

Betreuerin Carolin Stollberg über einen Tag im WIESENKNOPF in der VOB Südvorstadt

Emma* ist heute die erste. Sie kommt mit ihrem Papa und freut sich. Der Papa übergibt sie mir und geht. Emma* ist ganz entspannt.Seit 2 Wochen kommt sie nun in die Vor-Ort-Betreuung. Für sie war es am Anfang nicht leicht ihre Eltern gehen zu lassen. Mit ihrem dreiviertel Jahr wurde sie noch nie außerhalb der Familie betreut. Emma* robbt durch die kleine gemütliche Wohnung, schaut sich alles an. Jetzt hat sie ihr Spiegelbild im Herd entdeckt. Sie grinst und lacht, dann gibt sie ihrem Spiegelbild einen Kuss. Jetzt möchte sie wieder zu mir. Ich nehme sie auf den Schoß und wir kuscheln zusammen, sie braucht die Nähe noch. Dann schnalle ich mir die Tragehilfe um und sie schläft darin noch eine halbe Stunde. Wenn Emma* mit ihrer Mama unterwegs ist sitzt sie meist in der Tragehilfe und zu Hause schläft sie im Familienbett. Sie hat noch nicht gelernt allein einzuschlafen. Durch den geringen Betreuungsschlüssel von max. 5 Kindern habe ich mehr Möglichkeiten auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

 

Anton* kommt und hat einen kleinen Bagger mitgebracht, welchen er gleich zum Mähdrescher umfunktioniert. Auf unserem Langflor-Teppich im Schlafzimmer "mäht" er Halme ab und erzählt mir nebenbei alles über den Prozess des Mähens, welche Maschinen es auf einem Bauernhof gibt und was nach dem Mähen mit dem Stroh passiert. Emma* sitzt auf meinem Schoß und schaut ihm interessiert zu. Anton* war lange bei WIESENKNOPF in der Vor-Ort-Betreuung und kennt sich hier schon aus. Mittlerweile geht er in den Kindergarten, welcher gerade Schließzeit hat. Für Anton* ist das hier wie Urlaub oder ein Besuch bei alten Freunden.

 

Dann setz ich Emma* wieder in die Tragehilfe, Anton* zieht seine Schuhe und Jacke an und wir gehen nach draußen. Auf dem Weg entdeckt Anton* einen losen Stein. Sofort nimmt er seinen Bagger zur Hand und verfrachtet den Stein wieder an seinem Platz im Fußweg und gräbt ihn, mit dem darum liegenden Sand, wieder fest ein. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, alles muss seine Richtigkeit haben und Anton* ist Perfektionist. Einige Meter weiter bleiben wir an einer Baustelle stehen und Anton* schaut fasziniert zu, wie ein Kran, mit Hilfe von Bauarbeitern, immer wieder Baumaterial hochhebt und an anderer Stelle wieder absetzt. Dieser Anblick inspiriert ihn dazu selbst ein Haus bauen zu wollen. Und so nimmt er herumliegende Steine und stapelt sie so hoch es geht, bis das Haus fertig ist. Geschafft! Und er war viel schneller als die Bauarbeiter!

 

Zum Spielplatz haben wir es heute nicht geschafft, aber wenn es auf dem Weg auch so viel zu entdecken gibt... und morgen ist ja auch noch ein Tag.

 

Als wir von unserer Entdeckungstour zurück sind erwärme ich das Mittagessen während Anton* auf Toilette geht und sich die Hände wäscht. Nach dem Essen wird Emma* abgeholt. Müde aber glücklich robbt sie ihrer Mama entgegen. Bevor Anton* ins Bett geht schau ich mir mit ihm noch ein Buch über Fahrzeuge an. Dabei entgeht ihm kein Detail: "Das ist ein Raupenbagger", "das ist eine Planierraupe und das eine Schubkarre" und "Was macht den der Bauarbeiter da?", "Schau mal! Da ist eine Katze auf der Baustelle!" Anton* braucht wieder einige Zeit bis er einschläft, aber dann schläft er fest, für 1-2 Stunden. Nach dem Wachwerden möchte er noch kurz liegen bleiben, wenn er soweit ist hole ich ihm aus seinem Bett. Bevor wir gemeinsam Vesper essen, geht er nochmal auf die Toilette und ich helfe ihm beim Anziehen. Anton* isst mit großem Appetit und "erklärt" mir derweil, was er auf den Bildern an unseren Wänden sieht. Als er mit Essen fertig ist steht schon die Mama zur Abholung in der Tür.

 

Damit endet ein schöner Tag und morgen sehen wir uns wieder um neues, spannendes und interessantes zu entdecken!


Betreuerin Sophie Girwert über einen Tag im WIESENKNOPF im historischen Reclamhaus

Die herrlich großzügigen Räumlichkeiten in der Marbachstraße laden zum spielen, toben, verstecken und entdecken ein – bieten aber auch viel Raum für Fantasie, kindliche Ideen und Gestaltung! Davon ist unsere Betreuungsarbeit vor Ort geprägt: wir zeichnen uns aus durch eine verstärkt kreative Orientierung. Neben den ganz alltäglichen Ritualen, wie gemeinsamen Malzeiten, gemeinsames Spielen und Entdecken, viel Zeit an der frischen Luft – im Park, oder auf dem Spielplatz – finden Begegnungen zwischen Kind und Betreuer häufig auf gestalterischer Ebene statt.

 

Als Kunstpädagogin ist es mir wichtig, dass ein Kind das Angebot bekommt, mit allen Sinnen die Welt zu entdecken. Im Sammeln von verschiedensten Materialerfahrungen wird dies unterstützt: es wird gefühlt, gesehen, gehört, gerochen – und manchmal sogar geschmeckt! Beim sammeln sinnlicher Erfahrungen wird Feinmotorik, Augen-Hand-Koordination und Raumorientierung geübt, ohne dass für die Kinder ein unangenehmer Zwang entsteht. Der Weg ist das Ziel, das sich die Kinder ganz von selbst stecken: Kinder gestalten mit Leichtigkeit und ohne lange nachzudenken. Aus eigenem Antrieb heraus geht es selten darum, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, sondern der Prozess ist ihnen wichtig. Genau das ist auch die Motivation unter der ich arbeite. Die Kinder bekommen die Möglichkeit sich auszuprobieren und entweder erste Erfahrungen im Umgang mit verschiedensten Materialien zu sammeln, oder diese – im Falle von etwas größeren Kindern – zu vertiefen, die Fantasie zu entfalten, ein erstes Gefühl für Formen und Farben zu entwickeln, Konzentration zu stärken, sowie den sprachlichen Austausch zu fördern . Bei allen angenehmen Nebeneffekten steht stets der Spaß am Ausprobieren im Vordergrund! Alles kann, nichts muss.

 

In meiner Arbeit im Wiesenknopf lege ich Wert darauf, nachhaltig zu verwerten. Der Fokus liegt nicht auf teuren, besonderen Materialien, sondern vielmehr auf der Verwendung von Alltäglichem und dem, was daraus entstehen kann. Neben Produkten, die anderenfalls Müll werden würden (z.B. Farb- und Papierreste, Kartons, Wäscheklammern, Korken, Verpackungsmaterial etc.), spielt auch der Umgang mit Naturmaterialien eine große Rolle. Der Park vor der Tür bietet uns die Möglichkeit Stöcke, Blätter, Steine, Kastanien, Eicheln, Zapfen, Erde, Sand u.s.w. zu sammeln und anschließend damit zu experimentieren.

 

Wir freuen uns immer über neue kleine Entdecker!